Wären meine Eltern nicht in den 60ern des vorigen Jahrhunderts in dieser Operette gewesen, hätte ich mit diesem Titel nichts in Verbindung gebracht. Eigentlich müsste der Komponist Nico Dostal sehr bekannt sein, denn er war im vergangenen Jahrhundert äußerst produktiv und hat viele Operetten und fast gleich viel Filmmusiken geschrieben. Der Österreicher Dostal hat immerhin das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland am Bande bekommen – welche Verdienste er erworben hat, ist dem Autor nicht bekannt.
Clivia wurde 1933 in Berlin im Theater am Nollendorfplatz – dem späteren Metropol-Theater, einige Zeit auch Sex-Kino – uraufgeführt. Der australische Intendant der Komischen Oper Berlin, Barry Kosky, nahm die Operette in das Programm auf. Seine bunten Inszenierungen (z.B. „Die schöne Helena“) sind schon preisgekrönt.
Clivia in der komischen Oper lebt von dem Mythos, der von den Hauptdarstellern ausgeht. Die Geschwister Pfister sind in Berlin als Musikkabarett bekannt und beliebt. Kostky besetzte mit ihnen die Titelrollen und hat damit ein glückliches Händchen gehabt: Alle Vorstellungen waren bisher umjubelt!
Als Klamauk wie in der Schönen Helena kann man die Operette nicht einordnen. Die Inszenierung ist bunt und lebhaft, Tabus werden nicht gebrochen. Sehr schön ist, dass man sich für eine üppigere Ausstattung des Orchesters entschieden hat als Dostal vorgesehen hat. Bei Dostal war eine richtige Sparbesetzung vorgesehen, die in der komischen Oper durch eine Art Salonorchester der 30er Jahre ersetzt wurde. Das bringt wirklich Gewinn!
In der Besetzung begegnet man alten Bekannten aus der Komischen Oper Berlin – das ist nicht verkehrt, denn sie haben sich wirklich in vielen vorangegangenen Produktionen bewährt. Hier wird solide Arbeit geleistet. Die Geschwister Pfister muss man als Ausnahmebesetzung betrachten, ihre gesangliche Leistung bleibt häufig gegenüber den Opernprofis zurück – sie überzeugen allerdings durch die schauspielerische Leistung.