Zugegeben: Ich bin kein Fan von M$-Windows. Dennoch habe ich Tracktion Waveform 12 spaßeshalber unter dem Betriebssystem aus Redmont Washington auf einem jungfräülichen PC installiert. Um keine Konflikte mit anderer Software zu riskieren, habe ich weiter nichts auf diesem PC eingerichtet. Über die Vorgängerversion Tracktion Waveform 11 habe ich schon berichtet (s. hier).
Spendabel
Die Firma Tracktion ist spendabel: Sie lässt die Installation (und damit die parallele Nutzung) der gekauften Software auf vier Computern zu; das ist recht großzügig. Außerdem wird mit dem eigentlichen Programm, wie schon beschrieben, recht viel Zubehör in Form von Software geliefert. Die Registrierung erfolgt online, indem man sich sich nach dem Start in einer entsprechenden Prozedur mit E-Mailadresse und Kennwort registriert. Die muss man bei jeder Nueinstallation auf einem anderen Gerät wiederholen.
Installation
Unter M$-Windows ist die Installation der Digital Audio Workstation (DAW) ein wenig einfacher als unter Linux. Für die Linux-Variante ist deutlich mehr Hintergrundwissen über die Installation und Konfiguration von Software erforderlich als unter Windows. Dennoch mussten wir feststellen, dass es noch einer Menge von Finetuning bedarf, um das Programm problemlos benutzen zu können – für einen gelegentlichen Hobbynutzer ist das nichts.
Audio und Midi
Auch für die Konfiguration von Audio und ggf. Midi-Geräten (Keyboards usw.) ist einiges Fachwissen erforderlich. Für die Audio-Verbindung benutzen wir ein externes Softwareinterface (Focusrite Scarlett 2i2), als Midi-Interface ein M4U XT von ESI Audio. Beide Geräte werden von Windows nach einem Neustart automatisch erkannt und in das System eingebunden. Falls man noch mehr aus den Geräten herausholen möchte als den Standard, kann man sich auf den Webseiten der Hersteller aktuelle Treiber für die Geräte herunterladen.
Später wird sich allerdings herausstellen, dass hier Probleme bestehen…
Hat man diese Vorarbeiten absolviert,ist die Software Waveform 12 erprobungsbereit..
Zutaten
Hat man einmal die DAW zum Laufen gebracht, möchte man auch schon erste Werke erstellen. Aber vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gestellt. Es sind noch weitere Konfigurationen vorzunehmen. Mit der korrekten Installation der Treiber für die Geräte wie Soundkarte und Midi-Interface ist noch nicht alles getan.
Seit vielen Jahren schon wird Musik häufig nicht mehr mit physischen Instrumenten, sondern digital erzeugt; Softwareprogramme erzeugen die Sounds für die Musik. Deswegen haben die DAWs in der Regel auch digitale Synthesizer an Bord, die eine Vielzahl an Musikinstrumenten simulieren oder natürlich nachbilden können. Auch diese Software muss installiert und konfiguriert werden, was für den Laien mitunter nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist (meist auch auf den zweiten und dritten Blick nicht).
Der Autor hat z. B. erst nach langen Versuchen herausgefunden, dass die zahlreichen wichtigen und nützlichen Beigaben unter Linux wie digitale Instrumente und Sounds nicht ohne händische Eingriffe nach der Installation der Grundsoftware verfügbar sind. Also: Automatismus zur kompletten DAW ist nicht drin, Handarbeit ist gefragt.
Leider werden die meisten Produkte diesen Genres nicht ausreichend dokumentiert; es wird vorausgesetzt, dass der Benutzer mit der Materie bestens vertraut ist. Für Anfänger auf diesem Gebiet heißt das, sich auf anderem Weg die entsprechenden Hilfen zu verschaffen: Sei es geeignete Foren im Internet zu suchen oder einschlägigen Gruppen in Social Media wie Facebook und Co. beizutreten. Die Ratschläge, die man dort erhält, sind allerdings mitunter mit Vorsicht zu genießen, weil dort mitunter „Experten“ mitdiskutieren, die von nix keine Ahnung haben.
Fremdsoftware integrieren
Waveform hat auch eine VST-Schnittstelle. Das heißt, man kann auch Module aus anderen Audio-Programmen in die eigene DAW einbinden. Ideal ist z. B., dass das beliebte Arrangier-Programm Band in a Box (BiaB) eine solche Schnittstelle bereitstellt, mit der man ganze Projekte in Waveform ohne großes Trara von BiaB nach Waveform übertragen kann.
Auch werden von unterschiedlichen Herstellern VST-Plugins bereitgestellt, die man ins eigene Programm integrieren kann. So kann ich z.B. Module wie eine Kollektion von unterschiedlichen virtuellen Amps in meine DAW integrieren. Das ist sehr praktisch, wenn man unterschiedliche DAWs gekauft hat, die nicht direkt untereinander kommunizieren können, aber bei denen eine solche Verbindung außerordentlich nützlich ist. Gelungen ist mir das z. B. mit VST-Plugins von BandInABox (BIAB), Arturia, Uphoria https://uphoria.angelicvibes.com/, Plogue. Wer sich schon mit anderen DAWs wie Cubase, Studio One oder Garage Band auskennt, findet sich schnell auch in Tracktion Waveform 12 zurecht. Zugegeben: Leicht ist das Programm nicht zu bedienen; aber es gibt eine umfangreiche schriftliche Dokumentation des Programms, wo sich Liebhaber der gedruckten Beschreibungen umfangreich informieren können. Allerdings ist diese Dokumentation wenig hilfreich in der praktischen Anwendung, weil sie viel zu schematisch vorgeht. Besser sind hier die zahlreichen Videos, die bei YouTube veröffentlicht wurden.
In der Praxis
Ich möchte gern ein Stück aufnehmen, das ich vor einigen Jahren komponiert habe, aber noch nie zur Aufführung gebracht habe. Da Waveform musikalische Werke, die aufgenommen werden als Projekte behandelt, speichert und verwaltet, schaffe ich mir ein neues Projekt. Das Programm bietet auch bestimmte Vorlagen an (z.B. Band Recording, Podcast, Singer Songwriter), in denen bestimmte Voreinstellungen bereits vorgenommen sind. Diese benutze ich nicht, weil die dort vorgeschlagenen Vorgaben nicht allzu leicht zu verändern sind.
Grob kann man den Bildschirm in drei Teile aufteilen:
- Hilfsmittel und Zutaten wie Zugriff auf Audio- und MIDI-Clips, auf Effekte, auf Softwareinstrumente usw.
- den Aufnahmebereich mit den – abhängig von der Rechnerleistung – beliebigen Aufnahmespuren,
- dem Mixerbereich, in dem für jede Spur Lautstärke und Stereo-Pan, sowie jede Menge auswählbare Effekte eingefügt werden können
Das Layout des Bildschirm ist anpassbar: Die Benutzeroberfläche kann beliebig konfiguriert werden, sodass sie an die eigenen Vorzüge angepasst werden kann.
Was kann ich aufnehmen?
Ganz klar: Audio! Voraussetzung dafür ist, dass ich ein funktionierendes Audio-Interface besitze und den richtigen Audio-Treiber installiert habe. Das ist unter den beiden von mir erprobten Betriebssystemen Linux und MS Windows nicht so einfach, da diese Treiber nicht automatisch aktualisiert werden. Im Internet findet man zu beiden Betriebssystemen genügend Unterstützung.
Auch MIDI lässt sich problemlos aufnehmen: Um eine MIDI-Verbindung zwischen Instrument und Computer herzustellen, benötigt man in der Regel kein eigenes MIDI-Hardware-Interface, weil inzwischen die meisten MIDI-Controller (z. B. Masterkeyboards) über USB-Schnittstellen verfügen.
Manche Soundkarten für den PC (unter MS Win oder Linux) verfügen über einen MIDI-Port; hier ist die Verbindung recht einfach, weil die von den Herstellern mitgelieferte Software dies berücksichtigt.
An dieser Stelle muss allerdings noch angemerkt werden, dass MIDI nur dann eine sinnvolle Wirkung zeigt, wenn man über digitale Instrumente in der DAW verfügt; sie werden meist in der Grundausstattung mitgeliefert. So auch in Waveform PRO, wo die Auswahl recht reichlich ist.
Handling
Die Bedienung von Waveform ist für alle recht einfach, die sich schon einmal mit einer solchen Software beschäftigt haben und sich mit dem Vorgehen bei der Musikproduktion vertraut sind.
Sogar noch in der nachgelieferten Version 12.5 der Software ist die Bedienoberfläche nicht benutzerfreundlicher geworden. Wir beurteilen das aus der Sicht eines erfahrenen Nutzers, der schon diverse Benutzerschnittstellen von einer Vielzahl von Programmen prüfen und beurteilen konnte.
Vorläufiges Fazit
Alle von mir bisherigen Projekte, die ich Waveform Pro 11 oder 12 angelegt und produziert habe, haben gut funktioniert. In der Aktualisierung 12.5, die erst kürzlich im Mai 2023 veröffentlicht wurde, sind noch manche Kleinigkeiten (Zuordnung von MIDI-Geräten) nicht ohne Probleme in die jeweiligen Systeme integriert.
Wir lassen Euch auf dem Laufenden…
Die fehlerhafte oder fehlende MIDI-Zuordnung von Geräten unter Waveform 12.5 kann dadurch auftreten, dass man das MIDI-Gerät – z.b. ein Keyboard oder einen Synthesizer – über einen USB-Hub angeschlossen hat.
Ich habe festgestellt, dass mein Arturia Keylab Essential am besten funktioniert, wenn es direkt an einen USB-Port am PC angeschlossen ist.