Die Hiobsbotschaften nehmen kein Ende: in derselben Woche wie der bekannteste deutsche Popgigant Udo Jürgens stirbt nur zwei Tage später einer der größten Rock- und Soulinterpreten unserer Zeit – Joe Cocker. Eigene Songs hat Cocker nie geschrieben, er bot dar, was für ihn eigens geschrieben wurde, bzw. sang Stücke seiner Musikerkollegen; das berühmteste Coverstück war wohl der Beatlessong With A Little Help From My Friends, das er 1969 anlässlich des Woodstock-Festivals als Newcomer mit der ihm eigenen Verve über die Bühnenrampe brachte.
Cocker war bekannt für seinen expressiven Gesangsstil. Bekannt ist sein Urschrei, mit dem er den erwähnten Beatlessong einleitete, bekannt ist er aber auch durch seine Kölrpersprache geworden, die man vielleicht als Unbeholfenheit interpretieren könnte. Aus der Art, wie Cocker seinen Gesang gestisch unterstrich, entwickelte sie die Disziplin Luftgitarrenspiel.
Cocker stammt aus einfachen Verhältnissen, er wird 1944 in Sheffield geboren und wird nach der Schule Klempner. Seine Karriere war eine ständige Berg- und Talfahrt, geprägt durch ausufernden Alkohol- und Drogenkonsum vor allem in der ersten Hälfte seiner Karriere. In den letzten Jahren lebte er abstinent, hier ist dann aber auch zu bemerken, dass er in zunehmenden Maße weichere Töne in seinen Interpretationen anschlug. Auch schon vorher war der eher rauhbeinige Sänger mit der Reibeisenstimme durch etliche Balladen bekannt geworden: You Are So Beautiful und Up where We Belong im Duett mit Jennifer Warnes (1982).
Obwohl Cocker in den letzten Jahren in den USA lebte, ist er dort ebenso wie in seiner Heimat England ein wenig aus dem Blickfeld geraten. Seine treuesten Fans hatte er bis zum Schluss immer noch in Deutschland, Er starb im Alter von 70 Jahren an seinem Wohnsitz in Colorado an Lungenkrebs.