Über 7 Brücken…

Ich hatte noch einen Gutschein für die Uckermärkischen Bühnen in Schwedt. Leider kam mir Corona dazwischen, sodass der Gutschein zu verfallen zu drohte. Ich handelte schnell, indem ich einfach aus dem Veranstaltungsprogramm der UBS eine Veranstaltung auswählte, die mir gleich ins Auge stach: Das Konzert der Gruppe Karat unter dem Titel Karat 45 (+1). Rockmusik aus der DDR fand ich in der Vorwendezeit ziemlich spannend, der DDR-Hit „Über 7 Brücken“ war der Erfolgshammer in beiden deutschen Staaten. Der Konzerttitel sollte die Zeit veranschaulichen, die diese Band schon existiert und auf der Bühne live präsent ist.

Die Veranstaltungs-Vorgaben waren 2G (geimpft/genesen) – sie wurden am Eingang überprüft. Welche Infektionsschutzmaßnahmen im Veranstaltungssaal vorgesehen waren wurde nicht mitgeteilt. Vorsichtshalber habe ich während der ganzen Veranstaltungsdauer meinen Mundschutz aufbehalten.

Fünfzehn Minuten vor Veranstaltungsbeginn

Untypisch für Rockkonzerte wurde pünktlich um 20.00 Uhr angefangen. Abgesehen von dem schlechten Live-Mix, der nur einen Sound-Matsch lieferte, muss man anerkennen, dass musikalisch und spieltechnisch erste Sahne geliefert wurde. Angesichts der langen Bandgeschichte sollte das aber auch nicht sehr verwunderlich sein.

Als Laie in puncto Karat-Repertoire kannte ich nur die Titel König der Welt, Über sieben Brücken musst du geh’n, Schwanenkönig, Der blaue Planet.

Die Performance

Die Band spielte in der aktuellen Besetzung: Bernd Römer gniedelte seine Soli perfekt (soweit man sie wegen des schlechten Sounds gut hören konnte); Christian Liebig am Bass fand ich richtig gut, weil er auch zwischendurch mehrmals sehr virtuos akustische Gitarre spielte; bei Michael Schwandt faszinierte mich nicht nur sein energisches Schlagzeugspiel, sondern auch, dass er – obwohl er schon 74 Jahre alt ist – durch seinen ungeheureren Bewegungsdrang fast hyperaktiv wirkte; Martin Becker herrschte souverän über etliche Digitalkeboards und spielte zwischendurch auch mit langem Atem die Bluesharp.

Claudius Dreilich stieg nach dem Tod seines Vaters Herbert im Jahr 2005 als Sänger in die Band ein. Die große Ähnlichkeit seiner Stimme zu der seines Vaters kann ich nach diesem Konzert bestätigen.

Dreilichs Moderation war sparsam. Klar: Bei den 7 Brücken wurde das Publikum animiert, mitzusingen. Auch klar: Im Osten der Republik ist das Publikum textfest. Was mir allerdings negativ aufstieß war Dreilichs fishing for compliments beim Ost-Publikum: Er verurteilte die strengeren Hygiene-Maßnahmen beim Auftritt seiner band in Berlin im Vergleich zu den in Schwedt praktizierten: Das geht unter den aktuell bestehenden Pandemie-Bedingungen überhaupt nicht!

Bauchschmerzen

Als Nachtrag zu diesem Konzert muss ich noch folgende Anmerkung loswerden:

Vor einiger Zeit sah ich im Fernsehen einen Beitrag, in dem auch die Geschichte der Rockband Karat vorkam. Unter Anderem wurde dort behauptet, die Übernahme des 7-Brücken-Titels von Karat in das Repertoire des westdeutschen Musikers Peter Maffey sei aufgrund der Bitte Maffeys – er sei ein großer Bewunderer der künstlerischen Leistung Karats mit diesem Titel – erfolgt.

Das glaube ich nicht! Showbusiness ist ein hartes Geschäft, in dem man nichts verschenkt. Zwar schreibt Wikipedia sehr neutral:

„Interpretation von Peter Maffay

Im Jahr 1980 besuchte Peter Maffay die Gruppe Karat bei einem Konzert in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Er hatte Über sieben Brücken mußt du gehn im Radio gehört und bat die Band um Erlaubnis, den Titel nachspielen zu dürfen. Karat willigte ein und Maffay produzierte eine neu arrangierte Version des Liedes, unter anderem mit einem Saxophon-Solo. Der Song erlangte in Maffays Version schnell eine noch größere Bekanntheit. Das Album Revanche, das den Titel enthält, verkaufte sich über zwei Millionen Mal. Da es Karat als DDR-Band in den ersten Jahren der 1980er Jahre von Seiten des Kulturministeriums der DDR verboten war, im Fernsehen der Bundesrepublik aufzutreten, war der Titel verstärkt in der Interpretation Peter Maffays in den Medien präsent. Das führte auch dazu, dass viele Hörer bis heute glauben, der Titel stamme ursprünglich von Maffay.

Ich vermute, hier ist viel Geld geflossen. Möglicherweise haben beide Seiten davon profitiert…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.