Moog-Virtuose Keith Emerson

Wir durften als Abiturienten einmal im Monat eine Schallplatte aus eigenen Beständen in den Musikunterricht mitbringen und unseren Klassenkameraden vorstellen. Eines Tages schleppte ein Klassenkamerad das Album „Pictures At An Exhibition“ der bis dahin unbekannten Prog-Rockformation Emerson, Lake und Palmer an. Sie spielten das von Mussorgsky ursprünglich für Klavier komponierte und später u. a. von Ravel in eine Orchesterfassung gebrachte Werk live in einer bis dahin nie gehörten Form. Mit Carl Palmer am Schlagzeug und Greg Lake an Bass und Gitarre bediente Keith Emerson auf der Bühne eine ganze Reihe von Tasteninstrumenten, u. a. einen damals sehr fortschrittlichen analogen Synthesizer, bei dem die Klänge durch Kabelverbindungen auf einer Stecker-/Buchsenmatrix und vielen Potis zusammen“gebaut“ wurden. Unseren Musiklehrer konnten wir mit dieser Art von Musik davon überzeugen, dass seine Arbeit nicht auf unfruchtbaren Boden gefallen war – schließlich interessierten wir uns für klassische Musik, wenn auch in einem neuen Gewand.

Die Musik begeisterte mich von Anfang an und ich begann nachzuforschen, wo dieser Keith Emerson herkam. Dabei fiel mir eine Schallplatte von The Nice in die Hände. In dieser Band hatte Emerson vorher Tasteninstrumente gespielt. Ihr Markenzeichen waren die Interpretation klassischer Werke mit Mitteln von Jazz und Rock. Tolle Beispiele ihrer Virtuosität kann man auf der LP Five Bridges Suite hören: America von Leonard Berstein, die Karelia Suite von Jean Sibelius, ein Brandenburgisches Konzert von J. S. Bach sowie einen Satz aus der Pathétique von Piotr Tschaikowsky.

Emerson war schon früh in seiner Heimat Yorkshire in England als exzellenter Pianist bekannt. Recht bals verschlug es ihn nach London, wo er rasch in der aktuellen Musikszene um den Marquee-Club herum Fuß fasste. 1967 gründete er die Band The Nice, mit der er bis 1970 auftrat.

1970 gründete er mit Greg Lage und Carl Palmer die als Supergroup bekannte Band, mit der er acht Alben und zwei weitere Studioalben veröffentlichte, die – speziell in den frühen Siebzigerjahren in Europa und den USA sehr erfolgreich waren. Zahlreiche Touren trugen in diesen Jahren zum Erfolg der Gruppe bei.

Nach der Trennung der Gruppe schrieb Keith Emerson auch Filmmusiken und widmete sich seiner eigentlichen Leidenschaft, der „ernsten“ Musik. Er schrieb ein Klavierkonzert und musizierte mit seiner 2008 gegründeten Keith Emerson Band zusammen mit dem Münchener Rundfunkorchester.

Am 10.03.2016 verstarb Keith Emerson mit 71 Jahren in Kalifornien.

Beitragbild: Mari Kawaguchi

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