Neuköllner Kopfkino

Donnernder Applaus, Juchzen, Trampeln – das ausverkaufte Haus (an einem Dienstag) in der Neuköllner Passage wurde am Ende der Veranstaltung wieder einmal in seinen Grundfesten erschüttert – und das nicht zu Unrecht.

Peter Lund (Text, Regie) und Thomas Zaufke (Musik) sind mittlerweile die „Hofkünstler“ der Neuköllner Oper, die schon manchen Erfolg eingespielt haben. Diesmal punkten sie mit dem musikalischen Filmprojekt bzw. dem filmischen Musical Kopfkino. Der Untertitel ist Programm, denn bei dieser Produktion handelt es sich um ein Projekt, das mit Studierenden des Studiengangs Musical/Show und dem Studiengang Tonmeister der Universität der Künste Berlin (UdK) und der Neuköllner Oper zusammen auf die Beine gestellt wird. Als Projektergebnis möchte man sowohl eine Bühnenfassung des Stücks – die wir live im Theater erlebt haben – und eine Filmversion vorlegen.

Der Inhalt des Stücks (Zitat: Presseveröffentlichung Neuköllner Oper):

„Lennard ist 18 und kann sich nicht entscheiden. Aber zumindest eine Sache hat er geschafft: Er ist in eine WG gezogen, zusammen mit dem tiefenentspannten Ben und der durchgeknallten Fine. Dabei hat Lennard schon Mitbewohner genug. Zumindest im Oberstübchen. Den Heteromacker Boris und seine weibliche Seite Helena, die vernünftige Jutta mit Lennards innerem Kind Theo, die saucoole Tess und natürlich sein gesammeltes Angstpotential Günter. Und alle sagen Lennard ungefragt ihre Meinung. Kein Wunder, dass Lennard so viel Zeit braucht, sich zu entscheiden. Vor allem aber wenn es darum geht, wem Lennard sein Herz schenken könnte, läuft das Kopfkino zu ganz großer Form auf. Und weder Fine noch Ben konnten ahnen, wen sie sich da in die WG geholt haben. Und vor allem, wie viele!“

Mein erster Eindruck nach Beginn der Vorstellung ist: Das ist Grips-Theater in Neukölln. So sehr erinnern mich der Bühnenaufbau, das Szenario und die Musik an vergangene Zeiten, als ich mit meinen Kindern das Theater am Hansaplatz besucht hatte. Das ist nichts Schlechtes, im Gegenteil ich bin gleich Feuer und Flamme von dem Geschehen auf der Bühne.

Zaufkes Musik ist wie immer sehr lebendig und abwechslungsreich. Pop, Rock, Folk – aber auch Synthie-Musik wechseln sich in schneller Folge ab. Es gibt tolle Tanzeinlagen, die großartigen Sänger glänzen mit ihren ausdrucksstarken Stimmen mal solistisch, mal im Chorgesang. Die sechsköpfige Band spielt unter der Leitung von Tobias Bartholmeß (an diesem Abend) so mitreißend, dass ich ständig unbedingt mitwippen muss.

Auf der Bühne agieren junge Studierende der UdK aus dem 3. Jahrgang des Studiengangs Musical/Show. Markus Fetter als Lennard erinnert manchmal in der Art der Intonation an den unvergessenen Roger Cicero; er war Teilnehmer am Bundeswettbewerb Gesang 2015 und erhielt einen Preis im Juniorwettbewerb. Jasmin Eberl als Sophia ist nicht nur eine exzellente Sängerin, sondern macht auch als Tänzerin mehr als nur eine gute Figur. Das ganze Ensemble wirkt sehr gut aufeinander eingespielt, sie liefern keine Show einfach nur ab, sondern sie legen allesamt ihre ganze Persönlichkeit in das gemeinsame Werk. Bravo!

Auch wenn der Inhalt des Stückes nicht so „der Hammer“ ist, die Show ist witzig und spritzig vor allem durch die Musik, die tänzerischen Darbietungen (Choreografie Neva Howard), das Tempo, die Stimmen, die Instrumentalisten der Band. Eine sehr gelungene Aufführung und ich wünsche vor allem den jungen DarstellerInnen weiterhin viel Erfolg und hoffe, sie demnächst auf den großen Bühnen sehen zu können.

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